Im Jahr 2020 habe ich mitten im Lockdown mein erstes Buch selbst veröffentlicht und dafür ein Crowdfunding erfolgreich durchgeführt – 1.000 Exemplare verkaufte ich von meiner Special-Delixe-Vorab-Edition, über 770 waren es in den ersten zwei Wochen. Wie funktioniert das mit dem selbst veröffentlichen? Wie funktioniert das, mit einer Druckerei zu arbeiten? Und vor allem: Lohnt sich das mit dem Crowdfunding, bzw. würde ich es anderen empfehlen?

Hier folgt ein persönlicher und subjektiver Bericht der drei Monate, die es gebraucht hat, von der Entscheidung »Ich mach's!« (7. September) bis zu dem Moment, in dem ich das Buch in meinen Händen hielt (9. Dezember). Was ich gelernt habe und was ich anders machen würde. Ich schreibe diesen Text im April 2021. Ich habe mich dafür entschieden, diesen Prozess chronologisch niederzuschreiben. Erstens ist es der klarste rote Faden hier und zweitens kann man, glaube ich, gut erkennen, wie viele Puzzleteile sich bei so einem Projekt gleichzeitig bewegen (oder bewegen können, denn auch das war eine persönliche Entscheidung von mir). Es sind letztendlich fast 10.000 Wörter geworden – und beim Schreiben habe ich gemerkt, das ist vor allem für mich. So viele Details hatte ich vergessen, dass ich noch einmal in die E-Mails, SMS, Kalender und Chats zurückgehen musste, um die Timeline aufzudröseln. Ich finde, man kann sehen, wie viel dazugehört zu dieser Art von Projekten. Dabei habe ich nicht alles so gemacht, wie man das empfiehlt. Mach es dir also bequem mit deinem Lieblingsgetränk, wir fangen an.



Im Vorfeld (2014-2019)

Ich fing keinesfalls bei Null an, als ich beschloss, dieses Buchprojekt anzugehen. Vielmehr ist mein erstes Buch eine Kulmination der vorherigen sechs Jahre. Doch egal, wie lange man schreibt, es kommt immer der Moment der Entscheidung – mache ich's, mache ich's nicht? Es war Anfang September 2020, nachdem ich meinen bislang größten Launch gehabt hatte – 55 Musikerinnen und Musiker hatten sich zum Flow-Seminar angemeldet und zusätzlich zu meinem Unterrichtskalender hatte ich wenige freie Zeit. Ich beschloss es zu wagen – die Zeit vor Weihnachten schien mir als die Günstigste, um dieses Vorhaben umzusetzen.

Moment mal, ich gehe mal zum Anfang zurück: Mein Blog entstand 2014 in erster Linie, um meine Gedanken zu sortieren, nachdem ich meine Resonanzlehre Ausbildung abgeschlossen hatte. So viel erlebt, so viel gelernt – das wollte ich mit der Welt teilen. Trotz anfänglicher oberpeinlicher Texte (die nicht mehr online sind) waren es immer mehr Menschen, die ihn gelesen haben. Immer mehr Antworten bekam ich auf meine Flowletter.

2016 begann ich, im »Flowletter« davon zu erzählen, dass ich ein Buch schreiben wollte. Damals wollte ich ein Buch über meine Klaviermethodik schreiben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich viele sehr engagierte Schülerinnen und Schüler, und ich begann zu verstehen, dass es da etwas gab, was mich von anderen Lehrer:innen unterschied. Vielleicht war es das "späte" Anfangen, vielleicht war es der ganzheitliche Ansatz zum Musizieren – jedenfalls machte mich Klavier zu unterrichten extrem glücklich und meine Schüler noch dazu.

Ein paar zaghafte Versuche gab es, dieses Buch zu schreiben. Ich sammelte Notizen, auch nach meinen Stunden. Ich machte Fotokopien der Hefte einiger Schüler. Doch es blieb dabei – die Aufträge für Resonanzlehre Fortbildungen wurden immer mehr, ich wollte weiter in meinem Blog über Musikergesundheit und ganzheitliches Üben schreiben und ich verlor das Buch aus dem Fokus.

Bis dann 2019 etwas Lustiges geschah. Ich hatte im Mai 2019 mal wieder einen Beitrag geschrieben und schickte ihn durch den Flowletter. Daraufhin schrieb eine meiner Klientinnen zurück: »Maria, vielen Dank, dieser Text hat mich total erreicht!«, woraufhin ich antworten musste: »Meine Liebe, den habe ich für dich geschrieben!« Ihre Reaktion: »Das ist ja großartig, vielen Dank! Wann bringst du ein Buch mit deinen ganzen Texten heraus, dass ich mal hier, mal da blättern kann, wenn ich mal was brauche von dir??«

Und das war der Anstoß, damit war der Grundstein für das Buch gelegt, so, wie es später geworden ist.


Im Sommer 2019 realisierte ich eine intensive Arbeitsphase zum Buch zusammen mit Ben Flegel, einem Freund von mir, der selbst Autor ist. Er unterstützte mich dabei, klarer zu werden, welche Struktur das Buch bekommen sollte und warum. Welche Kapitel es geben könnte, und was deren Inhalt wäre. Große Inspiration auf der konzeptuellen Seite war Frank Berzbachs Buch »Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen«. Das Schöne in der Zusammenarbeit mit Ben war für mich, dass er mir seine Klarheit, Weisheit und Erfahrung zur Verfügung stellte, und ich daraus selbst die Teile beisteuerte, die das Buch zu dem formten, was es dann geworden ist. Doch ohne diesen Klarheitsprozess mit Ben wäre das Buch nicht so in dieser Form entstanden.

Danach passierte ganz lange gar nichts, über ein Jahr lang. Erst Anfang September 2020 beschloss ich, es durchzuziehen und das Buch fertig zu stellen.


Woche 1-2: Teamfindung (7. bis 20.9.2020)

Zu dem Zeitpunkt hatte ich 75% der Texte bereits geschrieben – zwar unrevidiert, noch auf dem Blog, aber das meiste war da. Ich musste suchen, bis ich zu Hause den richtigen Stapel fand, in dem die alten Aufschriebe vom Prozess mit Ben von 2019 begraben waren. Mit dem Text tat ich dann eine ganze Weile lang gar nichts.

Woche 1 war die Woche vom 7. September, die erste Flow-Seminar-Woche, beide Wochen waren volle Unterrichtswochen. Die Welt war noch halbwegs in Ordnung, der Sommer war gerade rum und ich war zwar müde vom Launch, aber ich war frisch, ich hatte Lust. Ich führte in der Woche ein Kennenlerngespräch mit Illustratorin Clara Frühwirth – zu dem Zeitpunkt war es erstmal eine Anfrage von meiner Seite, und wir wurden uns beide schnell einig, dass wir zusammen arbeiten würden. Durch ihre Beratung entschied ich mich, das Buch in zwei Farben zu drucken, sprich: Schwarz und eine Sonderfarbe. So würde sie auch die Illustrationen erstellen, im Zweifarbdruck. Ich fand, dass es sehr edel aussah.

Clara schlug vor, zunächst eine der Illustrationen bis zum Schluss zu entwickeln. Daraufhin hätten wir den Stil gefunden und sie würde die anderen Illustrationen so erstellen. Ich schickte ihr die Kerntexte zu, an denen sie sich inspirieren sollte. Sie wählte das Kapitel 2, »Hürden überwinden«, darin den ersten Text. An dieser Illustration arbeiteten wir einige Wochen lang.

Kein ernstzunehmendes Buch ohne Lektorin oder Lektor. Ich führte in Woche 2 Gespräche mit den beiden Lektorinnen, die für mich in Frage kamen. Vor allem musste ich schnell agieren – es gab keine Zeit, diesen Posten großartig zu recherchieren, nicht einmal nach Empfehlungen wollte ich fragen. Monika Stolina kannte ich bereits seit längerer Zeit aus Sigruns Kursen. Mit ihrer High Energy war sie genau die Richtige für dieses Projekt und ich mochte ihre Art sehr. Sie hatte außerdem 30 Jahre Berufserfahrung als Lektorin im Verlagswesen. Ich erfuhr im Vorabgespräch, dass sie mal beim Dudenverlag als Lektorin angestellt gewesen war. Ich war einfach nur schwer beeindruckt. Was mich aber vor allem überzeugte, war ihre emunternde Art, als ich Zweifel ausdrückte, ob die Struktur, die ich 2019 erarbeitet hatte, die richtige sei: »Maria, du bringst dieses Buch jetzt erstmal heraus, und danach kann ja das nächste Buch kommen.« Das hat irgendetwas in mir entspannt. Ich engagierte sie auf der Stelle.

Gestalter Torben Abegg und ich kannten uns seit Mitte 2019 aus Kursen von Seth Godin. Dort hatten wir nicht wirklich viel miteinander zu tun gehabt, aber waren beide einander in guter Erinnerung geblieben. Ich fand seinen Stil großartig, hatte immer wieder auf seine Arbeit geschielt mit dem stillen Wunsch, ihn einmal beauftragen zu können. Seine Arbeit spricht einfach für sich; sie ist stark, ohne aufdringlich zu sein, elegant, ohne altmodisch zu wirken, und immer wieder lebendig.

Ursprünglich wollte ich Torben für ein kleineres Designprojekt anfragen. So zum Kennenlernen halt. Doch als ich morgens aufstand, an dem Tag, an dem wir sprechen würden, hielt ich inne: »Könnte nicht vielleicht Torben das Buch gestalten??« Torben, stellte sich heraus, ist von Hause aus Mediengestalter, also genau, was ein Buch braucht. Wir nerdeten ab über Buchdesign – und fanden heraus, dass wir beide die Buchgestalterin Katrin Schacke so richtig toll finden. »Was«, fragte er, »du kennst sie??« Nicht nur kannte ich sie, ich hatte etliche Bücher von ihr zu Hause im Schrank, auch solche, die man als Gestalter zu Hause im Schrank haben sollte. Damit war das Vorhaben besiegelt, die gemeinsame Wellenlänge so offensichtlich, dass wir beide wussten, obwohl wir nur eine Stunde miteinander gesprochen hatten: »Das wird eine tolle Zusammenarbeit.« Insbesondere war mir wichtig, dass das Buch nicht nur ein Buch, sondern ein Erlebnis für die Leserinnen und Leser werden würde. Torben verstand mich sofort, und ich spürte das. Diese Zusammenarbeit sollte eine der erfüllendsten werden, nicht nur im Buch, sondern überhaupt.

Doch ein großes Hindernis gab es noch: Das Buch hatte noch keinen Titel. Ohne Titel, kein Cover. Und ohne Cover – keinen Vorverkauf! Das bedeutet, ich sollte schon langsam anfangen, dahingehend eine gute Entscheidung zu treffen, weil es brachte nichts, wenn mein Team Spalier stand und ich leider nicht das Wichtigste an einem Buch liefern konnte: seinen Titel.


Woche 3: »Pause« (21. bis 27.9.)

In Woche 3 machte ich nicht sonderlich viel für das Buch. Ich musste ich eines der Projekte zu Ende bringen, die seit Sommer auf Standby gewesen waren: meine Steuererklärung für das Vorjahr. Ich hatte eine Verlängerung bekommen, aber die ging leider auch bald zuneige. So nahm ich mir meine Zeit und beendete sie.

Diese Woche unterrichtete ich wieder voll. Fürs Buch konnte ich dennoch etwas tun. Ich kontaktierte die Druckerei, mit der ich am allerliebsten arbeiten wollte: Eberl&Koesel. Sie war zwar nicht die erste Druckerei, die ich kontaktierte, aber mit jeder E-Mail an jede Druckerei erfuhr ich, wie man beschreibt, was ich bestellen wollte:

  • Format des Buchs: 14,5 x 20 cm
  • Druckart: zweifarbig (Schwarz und eine Sonderfarbe)
  • Anzahl Seiten: 200 (zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, das Buch wird 180 Seiten lang 😅)
  • gewünschtes Papier: ungestrichen
  • Einband: Softcover
  • Drucktermin: Anfang November (so dachte ich noch, wie unschuldig ...!)

Nach einem kurzen E-Mail-Kontakt vereinbarte ich ein Gespräch mit dem Außendienst und erfuhr erstmal, was alles mit berücksichtigt werden musste, wenn ich ein Buch drucken wollte. Nicht nur Lieferzeiten und Datum der Dateiabgabe, sondern wie die Lieferung überhaupt erfolgen würde. Dabei fiel die schöne Frage: »Frau Busqué, haben Sie einen Gabelstapler?« Da ich gerade keines zu Hause da hatte (kleiner Schwerz!), hieß es dann im Angebot »Hebebühne 100%«, d.h. der Lieferant würde die Ware selbst bis zum Bordstein tragen müssen. Die Druckerei würde die Bücher in Kartons verpacken und diese dann auf einer Palette absetzen. Wir vereinbarten eine Einwegpalette, die ich im Nachhinein entsorgen könnte.


Woche 4-5: Bestandsaufnahme und Ideenentwicklung (28.9. bis 11.10)

Woche 4 war Flow-Seminar Pause, dafür hatte ich eine Menge anderer Termine und viele Coachings. Ganz mondän auch hatte ich mir eine neue Waschmaschine gekauft und hatte mit dem Anschluss an die Wasserleitung Schwierigkeiten. Dadurch verzögerte sich alles, die Entsorgung des Altgerätes musste ich dann selbst organisieren.

Noch waren die Beiträge des Buches, die es schon gab, auf dem Blog – unrevidiert und vor allem ohne, dass ich eine vernünftige Übersicht hatte. Ich musste überlegen: Was gibt es bereits? Welche Texte kommen in die engere Auswahl? Welche Texte fehlen? Ich legte also nun endlich mal ein Word-Dokument an, um Bestandsaufnahme zu machen. Bezeichnend hier möchte ich noch einmal hervorheben, dass die Textarbeit am Buch relativ spät begann – so richtig erst in Woche 6.

Der Findungsprozess zur ersten Probe-Illustrationen mit Clara war bereits voll im Gange. Die Zusammenarbeit mit ihr hatte eine zeitliche Komponente – da sie analog arbeitet, braucht sie etwas länger als digitale Künstler:innen. Verzögerungen aus Claras Seite würden sich allerdings auch auf den Drucktermin auswirken – und der stand ja quasi fest, mit sehr wenig Spielraum. Also half alles nichts, einfach loslassen und hoffen, dass wir schnell einig würden. Gegen Ende von Woche 5 stand dann, nach einem längeren Prozess dann die Illustration zu Kapitel 2, »Hürden überwinden«. In dem Moment, in dem ich diese Illustration sah, wusste ich: »Ja, das wird gut!« Ich war so angetan von der Anmut, dem Sinn für Humor und der Mehrdimensionalität des Bildes. Ich freute mich riesig.

Zum visuellen Konzept des Buchs: Die Illustrationen, so wie das Cover des Buchs, das später Torben Abegg gestaltete, konzipierte ich mit zwei Elementen im Sinn, die ich in meiner Arbeit wiederfinde: Bewegung und Mehrdimensionalität. Ich wollte in den Zeichnungen Bewegung sehen, Dynamik, und jedes der visuellen Elemente wurde dafür konzipiert.

Gestalter Torben und ich hatten im Vorfeld vereinbart, dass der Buchsatz (sprich: das Layouten des Textes) ca. Ende Oktober stattfinden würde. Immer wichtiger wurde das Cover, doch ich hatte noch keinen Titel für das Buch. Trotzdem mussten wir schon einmal mit dem visuellen Konzept des Buches anfangen, sodass wir einen Schritt weiter waren, wenn der Satz beginnen würde. Wir sprachen bereits über mehrere mögliche Sonderfarben und beschlossen noch nichts.

Zeitraffer-Video (Ausschnitt) einer unserer ersten Sitzungen in Woche 4, bei denen mir Torben zeigt, was er so erarbeitet hat.

Gegen Ende von Woche 5 reiste ich mit dem Zug nach Ellwangen, um eine Fortbildung nachzuholen, die im März aufgrund der Maßnahmen ausgefallen war. Der Musikschulverband Ostwürttemberg veranstaltete die Fortbildung »Unterrichtsflow – wie Schüler:innen musikalisch selbständiger werden«, die dann später auch die Grundlage wurde für den gleichnamigen Beitrag im Buch. (Dieser Beitrag ist nicht auf dem Blog zu finden, er ist exklusiv auf dem Buch abgedruckt.)

Ich traf in Ellwangen auf bekannte Gesichter, teilweise auf Teilnehmer des Flow-Seminars und anderer Kurse von mir. Es war richtig schön, wieder zu reisen und unter Menschen zu sein, aber ich war auch besorgt, denn mir fehlten noch die meisten Texte, eigentlich die wichtigsten: das komplette erste Kapitel musste noch geschrieben werden, und auch der letzte Text des Buches (welcher meines Erachtens fast der wichtigste ist und es auch wurde). Alle diese Texte gab es noch nicht und sollten exklusiv ins Buch kommen.

Kurz vor meiner Fahrt nach Ellwangen kam ich endlich auf den Titel – ich sage das mal so: Ich musste diesen Titel quasi aus mir herauspressen. Die Zeit wurde immer knapper, weil ohne Titel – letztendlich keine Vorbestellungen. Und die Vorbestellungen waren ja das, anhand dessen es für mich wirtschaftlich sinnvoll sein würde, das Buch überhaupt zu produzieren. (Keine Nachfrage – kein Angebot.) Ich führte einige Telefonate bei meinen Spaziergängen mit Musikerinnen, Freundinnen, Klientinnen. Am Ende stand es fest, dank der gemeinsamen Ideenfindung:

In dieser Zeit begann ich bereits, Versanddienstleister zu recherchieren. Ich hatte mich noch nicht komplett entschieden, es selbst zu versenden, doch zu dem Zeitpunkt hielt ich es für wichtig, mir schon einmal Angebote einzuholen und herauszufinden, wie das mit dem Versand funktioniert. Bei Gelegenheit würde ich mich dann entscheiden. Anscheinend war die Untergrenze in der Regel 200 Sendungen pro Jahr. Ich dachte, das bekomme ich hin, und ließ das Thema erstmal ruhen.

Da ich also über 200 Bestellungen erwartete, musste ich einen Weg finden, Rechnungen automatisch zu generieren. Ich wurde auf Billbee verwiesen und meldete mich für einen Probemonat an, machte jedoch erstmal nichts dazu. Billbee hat Integrationen mit allen großen Shopsystemen und Versanddienstleistern, deshalb war es keine Frage. Ich drückte die Daumen, dass die Technik-Götter mir wohlgesonnen blieben. Ich gab die Zugangsdaten an Steffi, meine Virtuelle Assistentin. Sie sollte sich ab jetzt darum kümmern.


Woche 6: Schreibretreat (12. bis 18.10.)

Zwei Tage nach meiner Rückkehr aus Ellwangen fuhr ich in ein Hotel, um mich auf das Schreiben zu konzentrieren. Es fehlten zu dem Zeitpunkt noch 25% des Buches, genau genommen die wichtigsten Texte:

  • Der erste Text des Buchs über meinen späten Anfang am Klavier
  • Ein Text über meinen Armbruch als Musikerin, nachdem ich 2008 bei Blitzeis gestürzt war
  • Sowieso das gesamte erste Kapitel (die beiden vorherigen Texte sind Teil des ersten Kapitels, »Mit Musik anfangen«)
  • Der letzte Text des Buchs
  • Weitere, bereits vorhandene Texte, die ich überarbeiten wollte

Das Flow-Seminar hatte diese Woche Pause, ich hatte die gesamte Woche fürs Schreiben blockiert. Wegen des Beherbergungsverbots in Deutschland musste ich mich nach einem Berliner Hotel umsehen. Die Hoteldirektorin war entzückt und bot mir an, tagsüber im Restaurant zu schreiben. Diese Gelegenheit nutzte ich gerne, da ich nicht den gazen Tag im Zimmer verbringen wollte. Morgens nach dem Frühstück ging ich spazieren, gleich danach schrieb ich für mehrere Stunden. Im Restuarant des Hotels liefen im Radio die Charts der 90er Jahre gnadenlos rauf und runter. Das war für mich bezeichnend, da ich zu der Zeit an meinem Text über das späte Anfangen schrieb, welches natürlich sehr von der Musik der Zeit geprägt gewesen war. Ich bin außerdem ein großer Fan von Pop-Kultur. Es war eine Reise, ohne wirklich weggefahren zu sein.

Ich wusste, dass meine Texte nicht genügend Zeit hatten, zu reifen, bevor ich sie ins Lektorat schickte. Also kam gegen Ende der Woche Ben Flegel für einen Nachmittag ins Hotel, um mit mir an den neuen Texten zu arbeiten. Ben hatte mich ja bereits 2019 mit dem Buch unterstützt. Da er das Projekt kannte, war auch er genau der richtige. Er las meine Texte, stellte mir Fragen dazu. Dadurch wurde ich gezwungen, mich klarer auszudrücken, kompakter, die Sprache bewusster zu verwenden. Im Dialog mit Ben erreichten meine Texte dann ihre eigentliche Tiefe – die Ideen kamen von mir, doch der Weg, an sie zu gelangen, war durch die Gespräche mit ihm. Das war meine Art und Weise, in die Tiefe zu kommen, die meinem Buch gerecht wird.

Doch im Schreibe-Retreat gab es nicht nur Schreiben. Ich musste in der Zeit meinen Shop aufsetzen, auch das Crowdfunding. Die Zeit rannte davon und ich wollte ja Anfang-Mitte November das Buch in den Auftrag geben – also in wenigen Wochen. Damit ich wusste, wie viele Bücher ich bestellen sollte, musste ich das Crowdfunding starten. Also nun, Technik aufsetzen, Abends nach dem Schreiben. Bis das erstmal stand... Unterstützung hatte ich, insbesondere Steffi, meine Virtuelle Assistentin war eifrig dabei, sich in diese ganzen Themen einzuarbeiten um mich zu entlasten. Doch manche Dinge konnte nur ich machen: In der Woche schloss ich den Vertrag mit meinem ausgewählten Versanddienstleister ab.

Ebenso weiter ging die Entwicklung der restlichen Kernillustrationen. Im Retreat skizzierte ich einige Ideen für mehrere Kapitel und schickte sie an Clara. Kapitel 4 und 7 standen dadurch quasi sofort, mit einigen wenigen Korrekturen.

Im Schreibretreat sammelte ich auch Cover-Ideen für das Buch. Das Cover an sich würden Torben und ich die darauffolgende Woche finden müssen. Eigentlich hatte ich Mitte Oktober das Crowdfunding launchen wollen, aber es half alles nichts. Nicht einmal die Technik stand, obwohl Steffi intensivst daran arbeitete, alles aufzusetzen. Die Technik würde auch fast zuletzt stehen.


Woche 7: Textarbeit Plus (19. bis 25.10)

Nach meiner Rückkehr vom Schreiberetreat hatte ich wieder eine normale Unterrichtswoche. Ben und ich hatten noch eine zweite Sitzung, in der wir die drei wichtigsten Texte noch einmal bearbeiteten. Diese Woche musste ich das Crowdfunding launchen, sonst würde nach hinten raus nicht genügend Zeit bleiben, dass das Buch rechtzeitig vor Weihnachten ankommt. In der Woche wurde Steffi, meine Virtuelle Assistentin, krank, und so war es beschlossen, dass wir um eine Woche schieben würden.

Neben den neuen Texten entwickelte ich die bereits bestehenden Blog-Beträge weiter, die ins Buch gekommen waren. Ich wollte die Qualität meiner Texte maximal anheben, bevor ich sie Monika, meiner Lektorin, zusenden würde. Noch war mir nicht bewusst, dass ich zu viele Texte hatte, dass ich deutlich mehr als 180 bis 200 Seiten füllen würde.

In dieser Woche war Clara damit beschäftigt, die fertigen Entwürfe von Kapitel 4 in eine Illustration umzusetzen, sowie weiter die Ideen für die anderen Kapitel zu entwickeln.

Anfangs stand noch im Raum, ob Clara neben den Illustrationen auch das Cover gestalten würde, doch ich hatte diese Idee bereits in Woche 3 verworfen. Ohne Titel kein Cover (und ohne Cover kein Vorverkauf!!), und Clara brauchte Zeit, ich wollte sie nicht unter Druck setzen. Also beschloss ich, das Cover an Torben abzugeben, und gemeinsam entwickelten wir es eines Vormittags in einer unserer Vorab-Sitzungen. Dabei musste ich mir eingestehen, dass ich an einem Punkt der körperlichen Erschöpfung angekommen war, bei dem ich wenige Kapazitäten hatte. Ich heilt mich an »gut genug« und das entspannte mich. So floss es richtig in der Sitzung, bei der wir das Cover entwickelten.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch kein Vorwort, Danksagung oder ein Impressum geschrieben – das schob ich immer wieder auf, denn es gab wichtigere Dinge, wie zum Beispiel das Manuskript.😅


Woche 8: Textabgabe und Launch des Crowdfundings (26.10. bis 1.11.)

In der Woche gab ich dann, den ersten Entwurf des Buchs an meine Lektorin Monika – wohlgemerkt ohne Vorwort und nix. Eigentlich hätte ich noch einige Zeit gebraucht, doch es half alles nichts – die Maschinerie musste weiter gefüttert werden, wenn ich mein sportliche Timeline erreichen wollte. Trotzdem war ich erleichtert und froh, diesen Schritt bereits gegangen zu sein:

Ein paar Tage später dann schrieb mich Monika an, sie wolle mit mir über ein wichtiges Thema sprechen: das Gendering im Buch. Ursprünglich dachte ich, ich schreibe abwechselnd die feminine und mal die maskuline Form, so wie das in anderen Sachbüchern gelesen hatte. So schrieb ich meinen Blog und so hatte ich auch das Manuskript an Monika abgegeben. Sie wies dieses zurück: Diese Form sei nicht mehr gebräuchlich, sie lege mir ans Herz, eine Entscheidung zu treffen zwischen

  • dem generischen Maskulinum,
  • dem generischen Femininum,
  • eines der Gender-Sonderzeichen, in dem Fall entweder den Doppelpunkt oder das Sternchen.

Sie, Monika, würde dann meine Entscheidung beim Lektorat des Buchs berücksichtigen und das gesamte Buch einheitlich bearbeiten.

Da war ich erstmal baff. Das generische Maskulinum, empfand ich, passte nicht zu mir. Mir graute davor, ein Satzzeichen in der Mitte von Wörtern zu packen. Auf dem Blog, okay, da nutze ich das Gendersternchen in den letzten Jahren immer mehr. Aber ein Blog ist nicht für immer. Ein Buch ja.

Und so tat ich etwas, das mich selbst ein bisschen ins Straucheln brachte: Ich fragte die Leute in meiner eigenen Facebook Gruppe, wie sie zu diesem Thema standen. Schließlich würden viele von ihnen das Buch lesen. Die Antworten waren extrem gemischt – jede Option hatte ihre Befürworter:innen 😅. In dem Moment beschloss ich, ich weiß nicht mehr, warum, die Ästhetik vorzuziehen und das generische Femininum für das Buch zu wählen. Die Entscheidung bereute ich im Nachhinein und kostete mich später zwei volle Tage Arbeit und ein doppeltes Korrektorat.

Doch das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Monika bearbeitete den Text nach diesen Vorgaben und gab mir das Manuskript noch in der selben Woche zurück.

Parallel dazu entwickelte ich weiterhin mit Clara die fehlenden Kapitelillustrationen. Nummer 1 und 3 waren zu diesem Zeitpunkt noch in der Findungsphase; sie erstellte einen Entwurf nach dem anderen, wir kamen aber noch nicht darauf. Es ging bei Kapitel 3 oft hin und her. Kapitel 6 war weiter fortgeschritten in Entwicklung, als dass wir den Entwurf weitestgehend festgelegt, nicht jedoch die Feinheiten darin entschieden hatten. Bei Kapitel 1 hatte ich im Gespräch mit Clara eine lustige Idee: ein Instrument zu »entfremden«, dass vielleicht Miniaturmenschen etwas anderes machen würden damit als Musik. So entstand die Idee mit der Klarinette als Rutschbahn – eine der beliebtesten im Buch:

Diese Woche fand kein Flow-Seminar statt und ich hatte wieder meinen Kalender weitestgehend blockiert. Alles zielte jetzt darauf ab, das Crowdfunding endlich herauszubringen. Seit Tagen hatten meine Assistentin und ich einen langen Thread: »Nur noch ein Testkauf, bevor alles richtig losgeht« – doch es konnte nicht wirklich losgehen. Immer beim Testen fielen uns, Steffi, meiner Virtuellen Assistentin und mir, neue Dinge auf, die wir nicht berücksichtigt hatten. Der Shop brauchte AGBs, das merkten wir erst am Schluss. Ich beauftragte einen Anwalt, sie für mich zu schreiben. Auch das verzögerte den Prozess. Steffi machte lange Abende durch, um alles aufzusetzen, da sie in ihrer hauptberuflichen Tätigkeit noch Vollzeit arbeitete. Ohne sie hätte ich es niemals geschafft.

In dieser Woche wurden am Mittwoch, zwei Tage, bevor ich mein Crowdfunding herausbrachte, die neuen Maßnahmen des Lockdown-Light in Deutschland angekündigt: Ab dem 2. November würden in ganz Deutschland alle Einrichtungen für Freizeitangebote, alle Gastronomiebetriebe, sowie Konzert- und Theaterbetriebe geschlossen werden. Das betraf zum größten Teil ganz viele der Menschen, für die ich mein Buch geschrieben hatte. Was würde passieren? Nun hatte der größte Teil meiner Leserinnen und Leser ganz andere Sorgen, als sich für so ein Buch zu interessieren, das es zudem noch nicht gab. Es war einfach der falsche Zeitpunkt, mit Werbung zu kommen – und doch, der Moment, das Buch herauszubringen, war genau jetzt, jetzt vor Weihnachten. Ich steckte zu tief drin, um jetzt zurückzurudern. Es würde sich also herausstellen, ob das Buch auf Resonanz stoßen würde.

Zudem noch wurde es mit der Ankündigung der Maßnahmen glasklar: Um den Versand meines Buchs zu 100% garantieren zu können, musste ich in Deutschland drucken. Ich hatte Gspräche auch mit einer Druckerei aus Tschechien und war fast entschlossen, bei ihnen zu drucken. Doch mit der Ankündigung der Maßnahmen konnte ich mich nicht darauf verlassen, dass zum Zeitpunkt der Lieferung die Grenzen schließen würden. Das durfte nicht passieren, und da ich es in der Hand hatte, entschied ich mich für die teurere Druckerei – und die für mich beste in Deutschland.

Dann also, am Freitag dieser Woche gegen 10 Uhr morgens, schickte ich meine E-Mail an meinen »Flowletter« mit folgendem Betreff: »Es mag nicht die richtige Zeit sein, aber es ist das richtige Buch« – und wartete ab.

Und die Menschen begannen, mein Buch zu kaufen.

Nach und nach purzelten die Bestellungen rein. Was für eine Erleichterung...! Ganz, ganz viele meiner Leserinnen und Leser schrieben mir aufmunternde E-Mails und Nachrichten, teilten meine Posts auf den sozialen Medien – auf einmal stand ich nicht alleine mit dem Buch da, nein, meine Community stand hinter mir und unterstützte mich. Das war so ein überwältigendes Gefühl. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Bereits nach dem ersten Tag war ich bei über 200 Exemplaren.

Zu diesem Zeitpunkt, als Erinnerung, hatte ich gerade erst die Datei von Monika zurückbekommen mit dem Manuskript im generischen Femininum – ohne zu wissen, dass ich mich Tage später umentscheiden würde.


Woche 9: Buchsatz und Online-Lesung (2. bis 8.11.)

Nach dem Wochenende und der Freude über die Resonanz zum Crowdfunding hatte ich montags ein Treffen mit Monika, um das Lektorat zu besprechen. Ich hatte mich richtig gefreut, Monikas Korrekturen zu lesen. Sie hatte mein Buch wirklich besser gemacht. Das einzige Thema, wo ich noch nicht schlüssig war, war das Gendering im Buch und was sich daraus ergab. Zum Beispiel neuartige Wörter wie: »Meisterinnenkurs«. Das fand ich dann doch sehr komisch. Ich fand das auf einmal sehr unnatürlich. Es war eben etwas anderes, es dann so richtig im Word-Dokument zu sehen. Zudem noch empfand ich das generische Femininum als sprachliches Korsett, während der Doppelpunkt immer noch die Möglichkeit beinhaltete, »Musikerinnen und Musiker« zu schreiben. Das erschien mir flexibler und gefiel mir am besten. Eines der Werte in diesem Buch war Flexibilität. Dabei lernte ich, dass ich durchaus das letzte Wort hatte, wie Monika mich informierte. Ich habe, sagte sie, die Autorinnenhoheit. Ich konnte mich noch umentscheiden.

Was ich dann allerdings tat, noch am selben Montag.

Diese Entscheidung kostete mich zwei volle Tage – zwei kostbare Tage, die Torben und ich am Satz hätten arbeiten können. Stattdessen versuchte ich, mir Unterstützung für das Umändern des Genderings zu holen. Außerdem kamen nicht alle Texte ins Buch, das war klar geworden. Es waren 276.571 Zeichen, insgesamt 185 sogenannte Normseiten, die Monika lektoriert hatte. Es war keine Frage – ich musste das Buch kürzen. Von 185 Normseiten reduzierte ich die Texte auf das essenzielle, warf einige raus (»You have to kill your darlings«, sagt man im englischsprachigen Raum) und stand nun bei 159 Normseiten. Damit, so schätzte ich, würden wir auf die 180 bis 200 Buchseiten kommen, so wie geplant.

Auch da hatte ich keine Ahnung, wie falsch ich lag. Aber zurück zur Geschichte mit dem Korrektorat.

Ich fragte ein paar Leute an, gab ein kurzes Probekorrektorat auf, beschloss es dann doch selbst zu machen. Mir fiel niemand ein, der sich auf die sportliche Timeline einlassen würde. Es gab nur noch 1-2 Tage, bevor das Buch in den Satz musste. Wer würde in der Qualität, und vor allem in der Geschwindigkeit, die ich brauchte, mein Buch oder wenigstens Teile davon in der knappen Zeit korrigieren können?

Kurzerhand beschloss ich, die einzige Person zu fragen, die ich dieser Aufgabe gewachsen sah: meine Berliner Freundin Maria. Sie war die erste Person mit musikalischm Hintergrund, die in Berührung mit meinem Text kommen würde, und zusätzlich noch Germanistin: perfekte Kombi. Doch leider schaffte sie es in der kurzen Zeit nicht. Es gab niemanden sonst, dem ich so blind vertraute wie ihr. Maria sagte: »Sprich Anne an, sie hat mein blindes Vertrauen.«

Ein Korrektorat zu diesem Zeitpunkt bedeutete natürlich einen Anstieg des Budgets. Ich wollte jedoch den besten Text für dieses Buch, es war mir schlicht egal. Zudem noch war Torben so unglaublich großzügig, mir zu erlauben, ihm für den Satz den Text in Teilen zu liefern. Dieses ermöglichte Anne und mir, im Hintergrund durch den gesamten Text zu gehen, während ich mit Torben bereits im Satz bei den ersten Kapiteln war. Ich war so froh über diese Entscheidung. Wieder einmal war Anne genau die richtige Person, die ich brauchte. Sie half mir sogar, den Titel des ersten Textes zu definieren. Wie so viele andere Schlüsselelemente des Buchs, entstand auch dieses relativ am Schluss.

Fast täglich trafen Torben und ich uns auf Zoom, um gemeinsam am Buchsatz zu arbeiten. Das machte so eine Freude. Insbesondere, da wir die gemeinsame Wellenlänge schon lange etabliert hatten und bereits im Vorfeld zum Aussehen des Buchs einig geworden waren. Ich hatte als Art Director die Entscheidungshoheit, es war ja sowieso mein Buch, doch ich wollte auch, dass Torben stolz auf das Projekt sein würde und hörte gut zu, wenn er Einwände hatte. Wir kamen immer zu einem Ergebnis, das uns beide glücklich stimmte. Das Vertrauen ineinander wuchs, und damit stieg auch unser Arbeitstempo an. Es gab sehr viele kleine Details zu besprechen. Insbesondere im Sinne der Länge des Buchs.

Hier galt es nun, einige Entscheidungen zu treffen. Als Torben den kompletten Text in das Indesign-Dokument reinzog, stellten wir fest: Wir hatten uns verkalkuliert. Im Dokument stand nämlich die Seitenzahl auf 265 – weit entfernt von den ursprünglich erdachten 200. Mehr Seiten bedeuteten auch natürlich teurerer Druck. Ich konsultierte meinen Berater aus der Druckerei, und daraus ergab sich das neue Ziel: Das Buch auf 240 Seiten zu kürzen. EInige Texte strich ich raus, einige kürzte ich, und bei den meisten Texten werkelten wir daran, hier und da ein Wort oder einen halben Satz einzusparen. So würde der Text nach oben rutschen und die Seite freigeben. Mit dieser Tätigkeit verbrachten wir Stunde um Stunde, doch es wurde nie langweilig. Die Zusammenarbeit mit Torben gehört zu den glücklichsten Momenten meines Lebens und zu den erfülltesten beruflichen Projekten überhaupt.

In dieser ersten (und einzigen) vollen Woche des Crowdfundings bekam ich noch einmal 259 Vorbestellungen für das Buch – und zahlreiche Meldungen der Unterstützung. Ich beschloss, am Sonntag, den 8. November, eine kleine Online-Lesung zu veranstalten, von den Texten, die bereits fertig waren. Eine Alternative zum Tatort, quasi. Wobei, und das muss ich noch anmerken, Gestalter Torben und ich hatten zu diesem Zeitpunkt in unseren beinahe täglichen Treffen nur noch ein Ziel: das Einsparen von Seiten. Dieses, und die Tatsache, dass das Endkorrektorat noch bevorstand, machten die Fassungen der Texte, die ich am 8. November vorlas, zu einem Unikat. Hier kann man sich die Lesung auf Facebook anschauen. Ein weiteres Live auf Facebook gaben Torben und ich am 16. Dezember zum Thema Buchdesign. Dort sind wir beide so richtig abgenerdet und gaben den Zuschauern einen Einblick in unsere gestalterische Arbeit am Buch.


Woche 10: Der Buchsatz geht weiter, Endkorrektorat und Druckauftrag (9. bis 15.11.)

Vielleicht die stressigste Woche von allen war die Woche Nummer 10: Zur selben Zeit rückten gleich drei Deadlines zusammen: das Ende der Crowdfunding Phase, die Abgabe des korrigierten Textes an Anne für das Endkorrektorat und die Bestellung bei der Druckerei mit einer fertigen PDF-Datei des Buchs. Die beiden letzten Punkte im gegenseitigen Konflikt. Denn solange wir noch am Text bastelten, konnten wir die Datei nicht abgeben. Ich bestellte trotzdem schon einmal, um mir den Slot zu sichern. Anfang der Woche dachten wir, wir können der Druckerei die Datei am 13.11. abgeben, dann entschied ich mich dazu, doch noch in Ruhe das Wochenende weiterzuarbeiten (wer hätte jetzt gedacht, dass ich »entspannen« sagen würde? 😅), und direkt in Woche 11 zu gehen.

Noch hatte ich die Chance, den Text so gut wie möglich zu machen – jede freie Minute nutzte ich also, um durch den Text zu kämmen und Fehler und Unstimmigkeiten zu finden. Morgens nach dem Aufwachen klappte ich den Rechner auf – etwa so ging das tagelang. Ich steckte gerade viel Geld in das Design des Buchs – ich konnte nicht zulassen, dass der Text nicht mindestens auf derselben Höhe sein würde. In diesen Tagen schrieb ich, nun endlich, das Vorwort, die Danksagung und das Impressium. Ich schickte sie an Monika. Ebenso, als allerletzten Schritt, ergänzte ich die Seitenzahlen für die »kleine musikalische Hausapotheke«.

Im Telefonat mit meinem Ansprechpartner der Druckerei beschloss ich, für die Innenseiten des Buchs eine höhere Grammatur zu wählen – für die Käuferinnen und Käufer würde sich der Preis nicht ändern, doch mir war es wichtig, dass die Illustrationen gut zur Geltung kamen. Mit der Grammatur von 120g/m2 stellte ich eine Deckkraft von 95% sicher. Das Munken Lynx Papier, das ich fürs Buch wählte, hat einen wunderschönen zartweißen Ton und eine angenehm weiche Haptik. Es fühlte sich einfach großartig an. Im letzten Moment beschloss ich, auf Raten des Beraters, das Papier zum Umschlag ebenso auf Munken Lynx zu ändern. So würde die Sonderfarbe auf gleiche Art und Weise dargestellt werden. Ich ließ ein paar Tage verstreichen und bestellte den Auftrag offiziell am 11. Oktober. Im Gespräch war ab dem Zeitpunkt ebenfalls die Möglichkeit, dass die Druckerei für mich das Fulfilment übernehmen könnte.

Am vorletzten Tag des Crowdfundings erreichten wird die 750 vorbestellten Exemplare – damit war mein zweiter Meilenstein erreicht worden. Ich hatte den Unterstützerinnen und Unterstützern versprochen, dass ich hochwertige Postkarten mit den Motiven der Illustrationen drucken würde. Daraufhin stellte ich den Kontakt zur Berliner Druckerei Pinguindruck her. [LINK] Ich hatte schon oft bei ihnen gedruckt und ihre Papiermuster lagen mir bereits vor, darunter ein 350g/m2 Chromokarton, den ich ganz schön großartig fand. Die Beraterin von Pinguin machte mir das Angebot, weitere Papiermuster zu schicken, die günstiger waren. (Tipp: Niemals etwas drucken lassen auf einem Papier, das man nicht vorher gesehen hat.) Ich ging darauf ein, doch die Papiermuster sollten nie ankommen.



Weitere Dinge, die in der Woche passiert sind: Nach der Lesung vom 8. November verloste ich ein Exemplar über Instagram. Es ging beim Crowdfunding auf die Zielgerade zu. Übers Crowdfunding kam ein Kontakt zustande zu einer literarischen Agentur. Ich freute mich sehr, denn ich Zukunft wollte ich das alles nicht selbst machen – ein Agent, sollten wir auf einen grünen Zweig kommen, war genau, was ich anvisiert hatte.

Zentrales Event der Woche war für mich jedoch ein anderes: Am Freitag sollte das sogenannte Endkorrektorat stattfinden. Das Endkorrektorat ist direkt auf dem PDF, d.h. nachdem das Buch fertig gelayoutet ist. Dieses PDF mussten wir aber erstmal aufbereiten. Im Vorfeld hatten Torben und ich viel Zeit damit zugebracht, den sogenannten Flattersatz im Buch richtig schön zu machen. Der Flattersatz erschien mir als der passendste zum Thema Flow, da er so schön wellig aussehen kann. Bevor wir das PDF an Anne abgaben, legten wir noch eine Spätschicht ein, bei der wir jede einzelne Seite noch einmal sichteten. Ich wollte wenige Worttrennungen sehen. Andererseits ergab es dann manchmal große Lücken. Zusätzlich noch arbeiteten wir mit den sogenannten »Textklinken«, d.h. einige Schlüsselsätze aus dem Buch waren hervorgehoben und stachen aus dem Satzspiegel heraus.

So sieht ein Flattersatz aus

So sieht ein Flattersatz aus: Auszug aus dem Buch-Innenteil.

Diese Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war die stressigste im ganzen Buchprozess. Es wurde spät, viel zu spät. Neben dem Vorwort, der Danksagung, dem Impressum und der musikalischen Hausapotheke gab es noch eine Ressourcenseite, in die ich Bücher und andere Links im Internet eintragen wollte. Die Liste der Bücher erstellte ich noch spät abends, dass Torben sie in das Dokument einpflegte. Anne sollte die Datei am Donnerstag früh in ihrem Postfach vorfinden. Anne saß am nächsten Tag also am Dokument und traf sich irgendwann abends mit Torben, um ihm die Datei zurückzugeben. Torben bereitete daraufhin unser Treffen am Freitag zu dritt vor: das eigentliche Endkorrektorat.

Anne, Torben und ich saßen am Freitag zusammen, um das Buch auf Unkorrektheiten und Unstimmigkeiten zu kämmen. Drei detailverliebte Menschen, gemeinsam an meinem Buch. Ich konnte es kaum fassen. Die Freude war riesig bei uns dreien. Ich konnte richtig spüren, wie sehr das Projekt den beiden anderen ans Herz gewachsen war. Und obwohl ich im Vorfeld zig Mal schon Korrektur gelesen hatte, hatte Anne natürlich eine ganze Menge gefunden.

Wir hatten anregende Diskussionen um quasi jedes Komma (Wer hätte gedacht, dass Zeichensetzung so spannend sein kann??) und konsultierten natürlich hier und da den Online Duden. »Ich dudel das mal«, war eine typische Aussage. 😅Das ging dann über fünf Stunden, in einem durch. Wir waren so derartig im Flow, dass es uns echt wie eine Stunde vorkam. Und wir hatten noch nicht genügend Fehler gefunden, nein. Ich revidierte noch einmal die musikalische Hausapotheke und fügte neue Begriffe hinzu. Am Sonntag legten Torben und ich zwei weitere Korrektursitzungen hin – so konnte am Montag früh die Datei endlich bei der Druckerei sein und die Dinge weiter ihren Lauf nehmen. ⠀ Ich für mich hatte da jedenfalls beschlossen: Nur damit ich wieder mit Torben zusammen arbeiten kann, lohnt es sich, jedes Jahr ein Buch zu schreiben. 😅


Woche 11: Postkarten und Verzögerungen seitens der Druckerei (16. bis 22.11.)

Am 16. November gaben wir die Druckdaten ab und rechneten mit einem Versand innerhalb der ersten Dezemberwoche. Ziemlich bald wurde jedoch klar, dass aufgrund der hohen Auftragslage sich der Liefertermin um eine Woche verschieben würde. Die Druckerei gab den Zeitraum zwischen dem 7. und dem 9. Dezember an. Knapp, aber immernoch im Rahmen, es würde gehen.

Sogleich erhielt ich den Auftrag seitens der Druckerei, eine Liste anzufertigen mit der Anzahl der Pakete und der Länder, in die ich versenden würde. Hier waren wir bereits gut aufgestellt mit meinem Team, da Steffi und ich bereits seit Anfang des Crwodfundings eine Excel Tabelle führten, mit wir den Verkauf aller Exemplare verfolgten. Beispielsweise sollten alle 71 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Flow-Seminars im Jahre 2020 (16 im Frühjahr, 55 im Herbst) das Buch geschenkt bekommen, unabhängig davon, ob sie bestellten oder nicht. Meinen Eltern wollte ich ein Exemplar schenken, meinem Bruder, meinem Team, etc. Ich wollte auch Bücher für mich behalten, und gleichzeitig verkaufte ich die Bücher im Mengenrabatt. Die Tabelle half uns, den Überblick zu behalten.

Der nächste Schritt im Druckprozess war die sogenannte Druckfahne, bei der die Druckerei aus den Druckdaten eine Art »Schnelldruck« auf PDF erstellte und an uns zurückschickte. Sozusagen ein Zurückspiegeln der Daten: »So haben wir es erhalten«. Das geht auch auf Papier, doch wegen Zeit entschied ich mich fürs PDF. Torben überprüfte die Datei und stellte fest, dass die Sonderfarbe noch zusätzlich mit 15% Schwarz unterlegt war – die Sonderfarbe sah also dunkler aus, da im Druckprozess auf dem PDF noch Schwarz beigemischt wurde. Wichtig ist mir hier zu betonen: Noch war nichts gedruckt worden, es handelte sich um eine PDF-Datei. Beim Nachfragen bei Clara fanden wir heraus, dass sie die Dateien so wie immer angelegt hatte – und Clara arbeitete ausschließlich mit Verlagen. Die Sache schien auf einmal sehr kompliziert.

Dann fand Torben heraus, dass im Prozess der Datenverarbeitung üblicherweise noch ein Litograph sich der Photoshop-Datei annimmt, um sie für den Druck optimal vorzubereiten. Diesen Schritt hatten wir übersprungen. So »reparierte« Torben noch die Dateien und das Thema war durch: Von unserer Seite gaben wir die Druckfreigabe – die Druckerei konnte die Maschinen anwerfen und mit dem eigentlichen Drucken beginnen.

Parallel dazu kommunizierte die Druckerei, dass sie den Versand des Buches an die Käufer doch nicht übernehmen konnte – was bedeutete, dass ich es definitiv von meiner Wohnung in Berlin aus machen würde. 770 Bücher waren bereits verkauft – es würden über 300 Pakete werden. Auch da brauchte ich Unterstützung. Aber das würde später kommen müssen. Fürs Erste hatte ich mich darum zu kümmern, Versandmaterial zu recherchieren. Ich suchte nach Empfehlungen und wurde auf die Firma Biobiene verwiesen. An der Versandtabelle arbeiteten wir fleißig weiter.

Solange mussten wir auch die Postkarten gestalten, das Geschenk an die Unterstützer:innen des Crowdfundings. Neben der Postkarten wollte ich ihnen auch ein Lesezeichen schenken, ein klitzekleines Dankeschön, sozusagen, für die Unterstützung, das Buch zum Leben zu erwecken. Torben und ich trafen uns wieder auf Zoom, um beides zu gestalten. Ich war total erschöpft, schlief nur noch wenig. »Maria, das sitzen wir beide mit der linken Pobacke ab«, meinte Torben. Das hat mich so aufgebaut. Vor Erschöpfung passierte mir beim Anlegen der Datei ein Fehler, der mich später 150 Euro kosten würde: Ich gab die Maße des Lesezeichens auswendig an, anstatt sie aufzumessen. So war das ursprüngliche Lesezeichen 14,5 mal 5 cm anstatt 20 mal 5 cm. Aber das sollte ich erst in ein paar Wochen merken... nachdem die Lesezeichen angeliefert worden waren.

In der Woche telefonierte ich auch mit dem Agenten, der Interesse gemeldet hatte, und wir vereinbarten, dass er sich nach dem Lesen des Buchs melden würde.


Woche 12-13: Versandvorbereitungen (23.11. bis 6.12.)

Nun, da die Druckerei ihrer Arbeit nachging, konnte ich Termine vereinbaren, die ich gerne aufschiebe: beispielsweise den Besuch beim Zahnarzt. Nicht nur das, auch eine Prophylaxe hatte ich eingeplant – in einer anderen Praxis. So hatte ich am selben Tag auf einmal gleich zwei Zahnarzttermine. Maria, was hast du dir dabei gedacht? Auch das noch!!🙈

Ich musste Helfer:innen finden, um den Versand zu erfüllen, denn ca. am 8. Dezember würde eine halbe Tonne Bücher vor meinem Haus abgesetzt werden – ich brauchte Hilfe, sie reinzutragen, sie auszupacken und sie für den Versand vorzubereiten. Außerdem sollten ja noch die Lesezeichen und die Postkarten dazu. Jede Bestellung bekam ein Postkartenset geschenkt. Pinguindruck, die Firma, die mir die Postkarten und die Lesezeichen druckte, würde sie mir aber nicht zu einem Set sortieren, sondern die acht Motive einzeln liefern. Ich musste mich also selbst kümmern, die Sets zusammen zu tragen, und natürlich sollten die Postkarten nicht herumfliegen, sondern vielleicht in einem schönen Umschlag liegen. Das musste auch jemand machen. Für das alles musste ich Helfer:innen anheuern. Ich machte also einen Aufruf unter Freunden und fand schnell fünf Menschen zusammen, die mir in zwei Sitzungen helfen sollten, das alles zu erledigen.

Die Papiermuster von Pinguin kamen nicht an, und Zeit, um abzuwarten, blieb wenige. Ich entschied mich trotzdem für den höherwertigeren 350g Chromokarton und gab den Auftrag offiziell an Pinguin. Ich bestellte 600 Sets.

Nebenbei musste ich bald Versandmaterial bestellen und wusste nicht so recht, was ich nehmen sollte. Ich hatte zwei, fünf, zehn und 20 Bücher als Varianten beim Crowdfunding. Ich beauftragte Steffi damit, die richtigen Buchverpackungen rauszusuchen und gab den Buchrücken als 0,9 cm an, auswendig – ein weiterer Fehler. Denn die Buchrückenstärke war eigentlich 1,9 cm und nicht 0,9 cm. Viele der Buchverpackungen würden also nicht passen... nur, dass ich es noch nicht wusste. Steffi bereitete mir eine Einkaufsliste vor und ich bestellte, zusammen mit den Flachbeuteln für die Postkarten und Etiketten für die Versandlabels.

Mit dem Versanddienstleister vereinbarte ich telefonisch sechs Abholtermine, zwischen dem 10. und dem 21. Dezember. Das war der letzte Tag, bei dem ich den Versand vor Weihnachten garantieren konnte, wobei die Firma mir sagte, dass sie eigentlich ab dem 10. Dezember nicht mehr die Zustellung vor Weihnachten garantierten. Ich vertraute trotzdem (das gelang, zum Glück!) und bestellte die Abholungen.

Außerdem wurden am Donnerstag per Expressversand die Aushänger angeliefert: ein sogenanntes »Dummy« vom Buch, mit den gedruckten Buchseiten und dem Umschlag, noch nicht gebunden. Damit sollte ich die Bindefreigabe erteilen. Ich war überglücklich, zum ersten Mal die Seiten des Buchs zu berühren und die Farben zu sehen. Wie es leuchtete! Hier habe ich live auf Instagram die Aushänger aufgemacht:

Ich freute mich riesig: wir waren einen Schritt weiter!

Parallel dazu verloste die Berlin Guide Gesundheit, ein wunderbares Netzwerk rund um Nachhaltigkeit und ganzeitliche Gesundheit, bei dem ich Teil bin, ein Exemplar meines Buchs.


Woche 14: Lieferung der Bücher zu mir nach Hause und Fulfillment des Versands (7. bis 13.12.)

Dann kam der ersehnte Termin, an dem die Bücher zu mir ins Haus geliefert werden sollten. Vorab hatte mich die Druckerei gefragt, ob ich ihnen den Überschuss an Produktion abkaufen wolle. Das sind die Exemplare, die während der Produktion zusätzlich entstanden sind. Druckereien rechnen immer damit, dass es menschliche Fehler bei der Verarbeitung des Buchs gibt, da es immerhin vier Schritte sind. Dadurch bestellt sie deutlich mehr Papier, als sie für 1.000 Exemplare braucht. Vielleicht bestellt sie also Papier für 1.400 Exemplare. Dadurch entstehen mehr Exemplare als geplant, und der Kunde darf sie meistens zum Preis von 50% abkaufen. Ich antwortete »Ja, ich will« und freute mich auf die Lieferung. Wie viele Extra-Exemplare das sein würden, wusste ich allerdings nicht. Ich war so erledigt, es waren die letzten Meter vor dem Endspurt. Falls das alles nicht genug war, nahm ich am Dienstag und Mittwoch Abend dieser Woche an einer Fortbildung teil. Das machte, dass ich abends viel zu spät ins Bett kam.

Montag fuhr die Spedition von Altusried-Krugzell also los mit der halben Tonne Buch, Mittwoch sollte sie ankommen, und solange sie unterwegs war, wurden Dienstag Abend auch schon die Postkarten und Lesezeichen angeliefert – per Spedition. Ich wollte am Mittwoch, als die Bücher ankommen sollten, die erste Packaktion organisieren, mit den zwei ersten Helfern, und so die Versandaktion für Freitag vorbereiten. Dafür sollten die Postkarten und Lesezeichen bereit sein. Als ich die Postkarten auspackte, strahlte ich über beide Ohren. So ein schönes Papier, und so, so wunderschön gedruckt! In diesem kleinen Format der A6 Postkarte kamen mir Claras Zeichnungen wie kostbare Miniaturen vor – ich hatte noch nie etwas Schöneres in meinem Leben gemacht, ich war überglücklich.

Nicht so glücklich war ich beim Betrachten der Lesezeichen – da merkte ich es, ich hatte das falsche Format angegeben! Dieses Lesezeichen war einfach zu klein, ich konnte das nicht »ernst nehmen« und wollte das auch nicht meinen Kunden schicken. Ich beschloss kurzerhand, das Lesezeichen nachdrucken zu lassen. Torben korrigierte die Datei für mich und ich bestellte Express – zwar auf einem anderen Papier, aber da die Druckerei in Berlin war, konnte ich sichergehen, dass die Lesezeichen am Mittwoch Abend ankommen würden – rechtzeitig vor der Verpackungsaktion am Freitag. Dieser Fehler kostete mich 150 Euro – die anderen Lesezeichen behielt ich trotzdem. Da meine Webseite darauf ist, und mein Instagram-Account, könnte ich sie noch als Visitenkarten nutzen.

Hier abgebildet ist das Buch neben den beiden Lesezeichen im Vergleich.

Ebenfalls am Dienstag Nachmittag wurde das Versandmaterial geliefert – insgesamt 320 Buchverpackungen und 700 Flachbeutel (inspiriert durch die Druckerei, dass beim Verarbeiten von Dingen das Material kaputt geht, bestellte ich 100 Stück extra). Dabei fiel mir der zweite Fehler auf, den ich oben erwähnt hatte: die Maße der Buchrückenstärke stimmten nicht. Für die Multi-Bücher Bestellungen hatte ich also nicht genügend Verpackungen bestellt. Zum Glück hatte ich monatelang vorher Kartons von vergangenen Lieferungen gesammelt, anstatt sie wegzuwerfen. Mithilfe dieser gesammelten Kartons konnte ich den Fehler ausgleichen. Meine Wohnung, wie man sich vorstellen kann, sah so langsam aus wie ein Lagerhaus. Trotzdem machte ich zwei weitere Nachbestellungen von Versandmaterial eine Woche später. Etiketten für die Versandlabels waren auch dabei – die würde ich ausdrucken auf meinem normalen Tintenstrahldrucker.

Für Mittwoch stand jetzt alles. Nur wusste ich nicht, wann genau die Buchlieferung antreffen würde. Das Zeitfenster war zwischen 9 und 16 Uhr. Wann genau innerhalb dieser Zeit, das konnte mir die Druckerei nicht sagen. Wir vereinbarten daher, dass ca. eine halbe Stunde vor Anlieferung der Spediteur bei mir anrufen würde, um Bescheid zu sagen, dass er bald da sei. Daraufhin würde ich meine zwei Helfer anrufen, die auf Abruf warteten.

Bei einer solchen Spedition ist die Übergabezeit sehr kurz. Der Kunde bestätigt die Lieferung, der Fahrer setzt die Ware ab und fährt weiter. Das dauert nur ein paar Minuten. Dann würden auf einmal 47 Kisten mit Büchern vor meinem Haus abgestellt werden; um das Reintragen würde ich mich selbst kümmern müssen. Daher hatte ich die beiden Freunde angeheuert. Danach würden wir zu dritt die Postkartenseits zusammentragen und sie in die Flachbeutel stecken – mindestens 400 Sets. Ich hatte diese Zeit folgendermaßen einkalkuliert:

Gegen 10:30 erhielt ich einen Anruf: »In 10 Minuten stehe ick vorm Haus.« Die Speditionsfirma. Zehn Minuten, oh mein Gott...!! Ich hatte kaum Zeit, die beiden Freunde zu kontaktieren, schon war der Spediteur da und setzte die halbe Tonne Buch vor meinem Haus ab. Das ging alles so schnell. Ich half ihm, den Wagen zu schieben vom Bürgersteig bis vor dem Haus. Ziemlich schnell war eine Unterschrift gesetzt und der Fahrer wieder unterwegs. Dann stand ich alleine mit den Kartons vor meinem Haus. Diesen Moment hielt ich mit meiner Kamera fest. Glauben konnte ich es noch nicht:

Meine beiden Freunde kamen nach einander an, zu zweit brachten wir die 47 Kartons ins Haus. In jedem Karton waren 22 Bücher drin – bei einem Gewicht von 450 g pro Buch ergaben das fast 10 kg. Außerdem musste natürlich noch die Europalette reingetragen werden, auf der die Kartons abgesetzt waren. Noch mehr Lagerhaus Feeling! An diesem ersten Vorbereitungstag legten wir zu dritt die Postkartensets zusammen – auf Abstand natürlich. Ich bestellte Mittagessen und wir machten weiter. Insgesamt waren wir 3 Stunden an der Arbeit.

Donnerstag war ich damit beschäftigt, die größeren Bestellungen zu verpacken – die mit 20, 10 und fünf Büchern. Da ich annahm, dass die Käuferinnen und Käufer die Bücher zu Weihnachten weiterverschenken oder gar -verschicken wollten, war es mir ein Anliegen, diese frühestmöglich für den Versand vorzubereiten. Mittags kam die Abholung – deutlich früher als erwartet. Dabei lernte ich, dass die Versandfirma zwar Zeitfenster einer Abholung angab, letztendlich man aber froh sein konnte, dass sie tagsüber vorbeikamen – meistens viel zu früh. Aber es würde gelingen, davon war ich überzeugt.

Schließlich am Freitag war die Verpackungsaktion mit vier anderen Freunden und Helfern, die sich gemeldet hatten. Ich wollte jedem ein Honorar pro Stunde bezahlen, nicht nur aus Respekt vor ihrer Zeit, sondern weil dieses Treffen ja beruflicher Natur war und wir uns privat eigentlich gar nicht hätten treffen dürfen. Bei offenem Fenster kümmerten diese wunderbaren Menschen sich darum, die Bestellungen zu bearbeiten – dafür druckte ich am Donnerstag die Etiketten mit den Versandlabels drauf, die am Vorabend die liebe Steffi in unserer Fulfillment-Platform Billbee vorbereitet und als PDF in der Dropbox hinterlassen hatte. Zwischen den Bestellungen und den Gratis-Exemplaren waren es ganz schön viele Versandlabels, und da den Überblick zu behalten, dafür lobe ich Steffi noch jetzt, wie wunderbar sie das gemacht hat. Ohne sie hätte ich es nicht schaffen können.

Die Packaktion begann zunächst damit, dass die gedruckten Labels mit der Master-Versandtabelle verglichen wurden. Dabei ging es mir vor allem darum, sicher zu stellen, dass keine Bestellung aus Versehen nicht versendet werden würde. Zu jeder Bestellung musste es also einen Versandschein geben. Danach machten wir uns daran, die restlichen großen Bestellungen mit sechs, fünf und drei Büchern zu verpacken. Meine Teilnehmer:innen des Flow-Seminars bekamen alle ein Exemplar geschenkt – egal, ob sie bestellten oder nicht. Das bedeutete ein größerer logistischer Aufwand für mich. Ich empfehle so etwas nicht zu tun, und trotzdem war ich so glücklich, ihnen in Dankbarkeit dieses Buch schenken zu können. Denn nur durch sie konnte ich das Risiko wagen, das Buch in der Qualität zu produzieren, wie ich es mir von einem solchen Buch wünschte.

Nach dem Mittagessen kümmerten wir uns um alle Bestellungen zu zwei Büchern und zu einem Buch. Wir legten auch eine Packstraße an, denn ich wollte so viele Bücher signieren wie möglich. Bei den Bestellungen, bei denen ich die Person kannte, versuchte ich ein Exemplar zu signieren. Ich markierte die Labels, die ich signieren würde, oben rechts mit einem kleinen Kreuzchen mit Bleistift. Lisa steckte jedes Label in ein Buch. Marie und ich saßen am Tisch: sie schlug das Buch dann für mich auf und gab mir den Namen des Bestellers oder der Bestellerin an, ich signierte und gab es weiter an Joseph, der dann vom Versandlabel aus die Anzahl der Bücher entnahm (ein Buch = 0,55 kg, zwei Bücher = 1 kg) und sie dann entsprechend verpackte. Solange verpackte Emil die Bestellungen ohne Signatur. Wir schafften alles noch vor 18 Uhr und waren voll guter Laune. Es war außerdem, wir waren da alle einer Meinung, richtig schön, wieder Menschen zu sehen und »einfach mal woanders zu sein als zu Hause«. Hier ein Eindruck von der Stimmung:

Danke Marie Antoinette für dieses lustige Video!

In dieser Woche verloste auch der Aurio Musikverlag drei Exemplare meines Buchs in den sozialen Medien.


Das Buch erhält Resonanz

Gleich am 10. Dezember abends bekam ich die ersten Fotos mit dem Buch zugeschickt. Ich konnte es nicht fassen: Nun war mein Buch in der Welt! Foto um Foto, Story um Story bedankten sich die Leser:innen für das Buch. Die Resonanz war überwältigend. Ich bekam dutzende E-Mails pro Tag. Einige posteten auch in den sozialen Medien:


Ich selbst konnte es noch nicht ganz glauben, denn es war so schnell gegangen! Nicht nur durch mich, sondern auch durch die Community war dieses Buch Realität geworden. Das machte ich mir während des Prozesses immer wieder klar. Ich schrieb es auch in das Vorwort: »Dieses Buch ist durch das Vertrauen vieler Menschen und in Gemeinschaft entstanden.« So fühlte sich das an, es war unser Buch. Hier ein Screenshot des Hashtags #allesimflowbuch auf Instagram, das ich für das Buch ausgesucht hatte:


Ich ziehe Bilanz – beruflich, künstlerisch und finanziell

Dieses Buch zu schreiben und zu veröffentlichen gehört zu den Dingen, auf die ich am stolzesten bin. Nicht nur aus Liebe zu Büchern, sondern aus Liebe zu mir selbst musste ich das Projekt durchziehen, denn ich hatte schon einige Jahre lang im »Flowletter« von meinem Buch erzählt und kam einfach nicht zu Potte. Es war ein unglaublich intensiver und auch schmerzvoller Weg – diese drei Monate, in denen das Bch letztendlich entstand. Doch das Gefühl, das Buch in den Händen zu halten, das man selbst geschrieben, konzipiert und bis in jedes kleinste Detail produziert hat, ist einfach unbeschreiblich. Tagelang musste ich abends, bevor ich einschlief, einige Minuten lang das Buch betrachten, es lesen, es berühren. Einfach nur, um mich daran zu gewöhnen: Ja, ich hatte dieses Buch herausgebracht.

Durch das Buch sind viele neue Menschen auf mich und meine Arbeit aufmerksam geworden – und das war unter anderem das erste Ziel. Dieses Buch, so, wie ich es konzipiert hatte, gab es vorher noch nicht: Eine Sammlung von Texten über Musik und über das Leben in der Musik, die sich als Inspiration und Mutmacher an jeden kreativen Menschen richtet, der etwas Wichtiges und Wertvolles in sein Leben bringen möchte. In meinem Fall war es die Musik gewesen; Musikerin zu werden, als Spätanfängerin, war kein leichter Weg – und doch, so erfüllend, so reich, so wertvoll für mich persönlich! Dieses wollte ich im Buch weitergeben: Dass Musik es wert ist, weiterzugehen. Dass alles, was einem am Herzen liegt, erfüllt werden kann. Dafür war auch das Buch selbst ein Beispiel. Gerade in der Zeit von Frau C und den Lockdowns bekam ich immer wieder Meldungen, wie sehr sie das Buch inspiriert, berührt, getragen hatte. Auch Meldungen von Menschen, die mein Buch nicht gekauft hatten – es inspirierte sie, wie ich meinem Traum nachging.

Würde ich es wieder machen, so ein Buch selbst zu veröffentlichen?

Selbstverständlich würde ich das. Doch das nächste Mal, und das wusste ich bereits, während ich das Projekt zu Ende brachte, würde ich das Schreiben und Gestalten vom Crowdfunding und Vermarkten voneinander trennen. Genaugenommen hatte ich zu diesem Buch-Crowdfunding kaum Werbung gemacht. Alles, was ich tun konnte, war eine E-Mail pro Woche zu schreiben, in der ich meinen Leser:innen des »Flowletters« darüber informierte, was gerade alles aktuell war. Mehr ging nicht als einen einfachen Bericht pro Woche, 500 Wörter. (Man bedenke, dass ich parallel zum Buchprozess noch voll unterrichtet habe.) Gepostet habe ich auf den sozialen Medien sehr wenig – vieles wurde durch meine Klientinnen und Klienten und durch die Leserinnen und Leser weitergetragen. An dieser Stelle ein Dank von Herzen an jeden von Euch, der anderen Menschen von meinem Buch erzählt oder es bestellt hat! Durch Euch ist das Projekt Realität geworden.

Würde ich es anderen empfehlen, das Buch über ein Crowdfunding zu finanzieren?

Ich kann nur sagen, warum ich wusste, dass das Crowdfunding die richtige Entscheidung für mich war: Ich hatte mir mit den Jahren bereits eine Leserschaft aufgebaut: Seit 2014 schrieb ich regelmäßig meinen Blog und die »Flowletter«. Zum Zeitpunkt des Crowdfundings bekamen knapp über 1.000 Menschen meine E-Mails. Ich hatte über Jahre mit meinen Leserinnen und Lesern Austausch gehabt und wusste, sie mögen meine Texte, sie möchten sie lesen. Der andere Grund, warum ich das Crowdfunding für richtig hielt war, dass ich mehr Dinge anzubieten hatte als meine Bücher oder die Postkarten, und das waren meine Kurse. Die zwei teuersten Pakete bestanden darin, eine günstigere Anmeldung zu meinen nächsten zwei Kursen zu bekommen. Die Bücher bekamen sie sozusagen geschenkt. Ich wollte während des Crowdfundings großzügig sein und den Menschen einen guten Grund geben, JETZT das Buch zu kaufen. Diese Konditionen waren ab dem Ende des Crowdfundings nirgends mehr zu erhalten.

Hat sich das wirtschaftlich gelohnt? Was habe ich an der Aktion verdient?

Um ganz offen zu sein hier, hatte ich mir das mit der Wirtschaftlichkeit nicht so gut überlegt. Ich wusste nur, ich möchte die Kosten decken, ich möchte ein hoch qualitatives Produkt herausbringen und ich möchte ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bieten. Prinzipiell war das Ziel des Buchs, mehr Aufmerksamkeit für meine Arbeit und meine Texte zu bekommen, und dieses Ziel ist aboslut erfüllt. Ich bin glücklich und sehr zufrieden. Mein Buch ist über ganz Europa gereist: außer Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz haben Menschen aus Spanien, Niederlande, Vereinigtes Königreich, Frankreich, Italien und Polen mein Buch bestellt. Vielen Dank!

Hier folgt noch eine Bilanz der Einnahmen und Ausgaben. Da die Versandkosten ein durchlaufender Posten sind, habe ich sie hier nicht mit einkalkuliert:

AUSGABEN

  • Honorarkosten (Lektorat, Korrektorat, Text-Coaching, Gestaltung, Illustration): 5.758 €
  • Druck (Bücher, Postkarten und Lesezeichen): 7.459 €
  • Fulfillment (Unterstützung, Versandmaterial): 882,65 €
  • Gesamt Ausgaben: 14.099,65 €


EINNAHMEN

  • Buchverkäufe (nur das Crowdfunding, 30.10. bis 10.11.2020): 10.294 €
  • Buchverkäufe (11.11.2020 bis Ende April 2021): 3.750 €
  • Gesamt Einnahmen: 14.044 €

Ich bin also zur Zeit quasi auf Null, da ich auch viele Exemplare verschenkt habe (Familie, Freunde, Klienten, Geschäftspartner, etc.) und zusätzlich im Crowdfunding deutlich unter Produktionswert verkauft habe.

Dazu eine kurze Rechnung wie es eigentlich sein sollte (ganz normaler Usus im Einzelhandel): Bei einem Produktionsbudget von 14.099€ verteilt auf 1.000 Exemplare ergibt das 14,09€ als die reinen Kosten pro Exemplar. Damit habe ich meine Kosten drin, aber nicht meine Arbeitszeit. Normalerweise (und ich habe es ja nicht gemacht, wie man das normalerweise macht 😬) muss der Preis des Buches 28,18€ betragen, also das Doppelte von den Produktionskosten. Während des Crowdfundings habe ich Exemplare für umgerechnet 13,50 € pro Exemplar verkauft, also nochmal unter dem Produktionsbudget. Ich muss eben zugeben, viel kalkuliert hatte ich im Vorfeld nicht. Es gab kein Budget, ich habe einfach immer mehr dazu addiert. 😅 Ich habe immer nur darauf geachtet, dass nichts überhand nimmt.

Ein Paket ging verloren, alle anderen fanden den Weg zu ihren Besitzern. Ein Mal wurden fälschlicherweise zwei statt einem Buch zugestellt. Der Person habe ich das Buch dann geschenkt. Ich musste also insgesamt nur zwei Bücher ersetzen. Von den 1.000 Exemplaren sind im Moment noch ca. 60 Stück in meinem Onlineshop verfügbar, und auch einige Sets Postkarten. Wenn alle Bücher verkauft sind, werde ich tatsächlich ca. 1.500 € Gewinn erzielt haben. Damit bin ich vollends zufrieden.

Gibt es noch Restexemplare zu kaufen?

Von den 1.000 Exemplaren sind im Moment noch 39 Stück in meinem Onlineshop verfügbar, und auch einige Sets Postkarten. Hier kannst du dir ein Exemplar bestellen, bevor ich den Shop am 12. Juli 2021 schließe.

RESTEXEMPLAR DES BUCHS KAUFEN →


Nächster Beitrag Vorheriger Beitrag