In meinem Leben bin ich zehn Mal umgezogen. Das ist für manche sogar wenig, aber drei Male davon waren in ein anderes Land (entweder Spanien nach Deutschland oder wieder zurück). Einmal mit acht, einmal mit 13 und einmal mit 27.

Wäre ich eine Webseite, wäre die Frage »Warum kannst du so gut Deutsch?« auf Platz Nummer eins bei den FAQ. Die Antwort lautet, dass ich fünf Jahre als Kind in Deutschland gelebt habe, von 8 bis 13.

Als Kind zählte ich zu den Multitalenten, wobei mir nicht immer klar war, wie das festgestellt wurde. Beispiel Kunst: Im Kindergarten galt ich als »die Malerin«, bei einer Vertretungsstunde in Kunst machte mich die Lehrerin zur Sau, weil ich keine Wolken malen konnte, so wie sie es gesagt hatte. In der siebten Klasse meinte einer aus meiner Klasse, in den ich unsterblich verliebt war: »Du wirst bestimmt mal Designerin oder so.« (Schmacht!)

Manchmal werde ich für Deutsche gehalten, obwohl ich zu 100% Spanisch bin, geboren, Pass, Eltern. Manchmal vergesse ich es selbst. Manchmal, so kommt es mir vor, ist es meine Fähigkeit zur Anpassung, die mir viele Türen geöffnet, aber auch viele meiner Wurzeln abgeschnitten hat. Oft muss ich bewusst entscheiden, wie ich meine Kultur in mir noch weiterleben lasse, denn wenn ich nichts tun würde, würde sie gänzlich in mir verblassen.

Mit 11 Jahren gewann ich einen literarischen Preis im Deutschunterricht, der aus einem Buch bestand, das ich zwar noch besitze aber noch nie gelesen habe. Die Aufgabe im Deutschunterricht war folgende: Mein Lehrer forderte die Klasse eines Tages auf, insgesamt fünf zufällige Wörter zu nennen, die er an die Tafel schrieb. Zufälliger hätten diese Begriffe nicht zusammengestellt werden können. Daraufhin sagte der Deutschlehrer, wir sollten als Hausaufgabe eine Geschichte mit diesen fünf Wörtern schreiben. Die Person mit der besten Geschichte würde das Buch gewinnen. Ich erkannte die Absurdität der Aufgabe, indem ich einen absurden Text schrieb. Indem ich nicht krampfhaft versuchte, mir aus diesen unzusammenhängenden Wörtern irgendetwas Sinnhaftes einfallen zu lassen, sondern stattdessen ganz sachlich die Situation schilderte, wie die Begriffe auf abstrakte Art und Weise zusammenhingen. Ich war anscheinend die einzige, die das teuflische Spiel meines Lehrers durchschaute und bekam als Belohnung das Buch.

Ich liebe es, Gegenwartsliteratur zu lesen, obwohl ich selbst noch nie versucht habe, Belletristik zu schreiben. Sachbuch Schreiben zieht mich im Moment zu sehr. Irgendwann kommt dann schon der Impuls für die Belletristik, da vertraue ich drauf. Solange bin ich noch sehr mit meinen nächsten 3 Büchern beschäftigt, das erste Buch ist ja letzten Herbst erschienen.

Was in meinem Einkaufskorb zur Zeit nicht fehlen darf: Sellerie, Bananen, Wassermelone, Blattgrün, Chips, Rote-Beete-Streichcreme und (ähem) Geflügelwürstchen (das Ähem werden nur die verstehen, die sich Anthony William konform ernähren). Ich ernähre mich zum ersten Mal seit über fünf Monaten konsequent glutenfrei und milchroduktefrei und war noch nie so motiviert.

Ich schreibe, um Persönliches zu verarbeiten, manchmal tue ich das auch öffentlich. Wie zum Beispiel eine Begegnung in der Berlin S-Bahn oder eine unangenehme Situation mit einer Lehrerin von mir. Die Tatsache, dass ich gerade das hier schreibe, bedeutet, dass ich auch jetzt etwas zu verarbeiten habe. Nur, dass es diesmal zu persönlich ist und ich es nicht publik machen möchte. Aber das Huschen meiner Finger über die Tasten, das alleine tut schon gut. Manchmal muss ich mich einfach an den Rechner setzen und ich kann dabei zusehen, wie die Paragraphen entstehen.

Viele wissen, dass ich spät mit dem Klavier angefangen hatte, aber wenige wissen, dass ich auch Klarinette gespielt habe (mit 18 angefangen). Mein Klarinettenlehrer in Barcelona, ein wunderbarer Pädagoge, einer, der mir wahrhaftig MUSIK beigebracht hat, wurde mit Krebs diagnostiziert, da habe ich 2 oder 3 Jahre gespielt. Mir tat das im Herzen weh, ich konnte aber noch ab und zu Unterricht bekommen. Nach einer Weile hörte er ganz mit dem Unterricht auf, und ich hörte komplett mit der Klarinette auf. Er verstarb kurze Zeit später.

Ich spreche fünf Sprachen (das wissen die meisten, die schon einmal in meinen Webinaren waren), aber was wenige wissen, ist dass ich akzentfrei ein paar Sätze auf Japanisch sprechen kann. Ich kann sagen: "Ich kann ein bisschen Japanisch sprechen und auch ein bisschen verstehen." Wenn man mich dann loben würde (was Japaner sofort tun), kann ich antworten (alles auf Japanisch natürlich): "Aber ich kann es noch nicht so gut." Der Lehrerin in mir verdreht sich der Magen bei diesem Satz, aber ich verstehe auch, dass diese Art von Antworten kulturell bedingt sind und, siehe oben, es gibt wenige Dinge, die mich glücklicher machen, als eine Kultur von innen heraus zu erleben.

Gereist bin ich immer nur innerhalb Europas, das einzige Mal außerhalb war Japan, und es war eine der schönsten Reisen, obwohl ich in der ganzen Woche nicht auf Japanische Zeit umstellen konnte. Ich war im Dauerjetlag, bis es wieder Zeit war, abzureisen. Konsequenterweise hatte ich überhaupt keinen Jetlag, als ich wieder in Berlin landete. Der Rückflug nach Deutschland von Japan aus gehört zu den schönsten Begebenheiten meines Lebens: morgens aus dem Flughafen in Tokio abgeflogen, in Richtung Helsinki. Irgendwann ging am Nachmittag die Sonne links unter – und nach einer Stunde (??) ging sie dann rechts wieder auf. So unerwartet und doch so schön! Ich habe diesen Flug sehr genossen.

Bevor ich beschloss, Musikerin zu werden, wollte ich mit 15 professionelle Volleyballspielerin werden. Wahre Geschichte - wäre ich 20 cm größer, würdest du wahrscheinlich diesen Blog hier nicht lesen. Ich dachte, ich hätte Chancen, da ich Linkshänderin und auch noch schnell und flink war und eine fixe Position im Schulteam hatte. Dann hatte ich ein Gespräch mit einem Talentseeker, den ich in den Junior-Europameisterschaften kennen lernte: »Die Mädels, die in den großen spanischen Ligen spielen, suchen wir in den Schulturnieren. Die sind mit 13 Jahren mindestens 1,75 m groß. Sie müssen nicht gut im Volleyball sein. Wir bringen ihnen alles bei«, sagte er, und ab dem Tag schrieb ich den Traum ab. Später beschloss ich mal eben, professionelle Konzertpianistin zu werden (da war ich schon 17). Dieser Traum gelang durchaus. Es ist nie zu spät, aber manchmal kann man zu klein sein 😬

In Barcelona habe ich mit einem der aktuell international gefragtesten Dirigenten im Chor gesungen. Er war damals neu in Barcelona, wir waren beide Anfang-Mitte zwanzig und ich gehörte zu den wenigen, die er an seinem Geburtstag eingeladen hatte. Sieben Jahre später trafen wir uns wieder, da war er schon vollkommen im Aufstieg und ich eine frischgebackene Cembalistin. Wir küssten uns einmal. Ich erlaubte mir, mich kurz in ihn zu verknallen. Ich sah ihn nie wieder. Über zehn Jahre sind seitdem vergangen. Heute ist er mit einer genauso berühmten Künstlerin verheiratet.

Meine erste CD, die ich von meinem eigenen Geld gekauft habe, war "Dangerous" von Michael Jackson. Damals, so wie heute, fand ich diese Platte ein wahres Meisterwerk, vom Cover Art bis zur Produktion.

Ich war mal 10 Tage schweigen und meditieren und es war einfach wundervoll. Ich habe hier einen Bericht über das Stilleretreat geschrieben.

Hobbys betreibe ich saisonweise. Ich habe über die Jahre gemerkt, das ist meine Art, Hobbys zu pflegen: Ich vertiefe mich in eine Tätigkeit über Monate, manchmal auch Jahre, lerne alles, was ich kann über sie. Danach sind sie im System gespeichert und ich suche mir etwas Neues. Früher habe ich mal regelmäßig Französisch geübt (und ich weiß es, weil ich die Hefte gefunden habe, wie ich Bücher aus der Stadtbibliothek ausgeliehen habe, um mein Französisch aufzubessern). Dann hatte ich auch eine Phase Filmfotografie, dann Comics und Manga. Letzte Hobbys waren beispielsweise das Bullet Journal, oder davor auch die Curly Girl Methode oder Scrapbooking (das war auch der Bereich, wo ich richtig viel über visuell Kommunikation gelernt habe). Zur Zeit ist es die Ernährungsweise nach Anthony William – ein wenig aufwändig ist sie ja, deshalb muss ich sie unter Hobbys klassifizieren ...

Apropos Anthony William Ernährung, unter der Rubrik "was wenige über mich wissen" muss ich natürlich erwähnen, dass ich seit über fünf Monaten (fast) jeden Tag einen halben Liter frisch gepressten Selleriesaft trinke. Der schmeckt mir ausgezeichnet und ich vertrage ihn sehr gut. Ich muss nur gucken, pro Tag mindestens zwei Bananen zu mir zu nehmen, dann ist alles top 😅

Mit meinem Bruder habe ich als Kind jeden Montag die Fußballrückschau im Fernsehen gesehen, wo alle Spiele und Tore des vorherigen Wochenendes bis ins letzte Detail besprochen wurden. Seitdem kann ich Fußball als Spiel schätzen und kenne die Regeln extrem gut. Ich schaue gerne Fußball, wenn guter Fußball gespielt wird. Dann ist es magisch. 2006 hatte ich in meiner Berliner Küche ein Poster mit dem Barça-Team hängen, das gerade den dreifachen Sieg gefeiert hatte: Liga, Pokal und Champions-League. Diese Jungs halfen mir, ein Stück Heimat in Berlin wiederzufinden.

Ein lustiger Satz von mir, der nur zum Teil stimmt, ist: »Ich kann Kung Fu.« Der stammt auch aus der Sparte Hobbys. Ich bin zwei Jahre in eine Kampfkunstschule gegangen und es hat mich richtig glücklich gemacht. Ich vermisse noch immer diese Zeit. Von den Griffen kann ich auch noch ein paar.

Ich bin zwar Linkshänderin, aber Rechtsfüßlerin (Fußball schieße ich irgendwie lieber mit rechts) und rechts Schereschneiderin (Scheren sind eben für Rechtshänder gemacht).

Neben Klavier und Cembalo kann ich Blockflöte, Klarinette und etwas Geige spielen. Ich habe fünf Jahre klassischen Gesangsunterricht gehabt und sehr lange im Chor gesungen. Außerdem (Fun Fact Extraordinaire) kann ich noch Historische Kastagnetten spielen – das sind zwei lose Hölzer, die man gleichzeitig halten und wirbeln muss. Kein einfaches Ding, habe schon manche starken Männer und Frauen daran scheitern sehen. Bei den Dianthus Konzerten habe ich ab und zu dann diese Kastagnetten gespielt. Wenig Vorbereitung – der Renner beim Publikum, und wir haben uns dann immer gefragt, warum wir die anderen Stücke so viel geprobt hatten!

Vor ein paar Jahren wurde ich mal für eine internationale Konferenz in Finnland eingeladen, einen Vortrag über Resonanzlehre zu geben. Ich hatte mich beworben und wurde prompt genommen. Es wäre der Hammer gewesen, aber ich hätte einen für mich damals astronomischen Betrag zahlen müssen – um selbst einen Vortrag zu geben. Zumal die meisten Kollegen von deren Verbänden oder Institutionen eingeladen waren. Eigentlich illusorisch. Da nicht hingefahren zu sein, ist trotzdem eines der wenigen Dinge, die ich heute bereue. Aber ich stehe trotzdem zu meinem früheren Ich. Sie hatte gute Gründe dafür.

In meinem Eingangsflur kann man wortwörtlich die Geschichte meiner Wohnung »ablesen«: Was mich die letzten 15 Jahre interessiert hat, was ich schön finde und schön fand, wer alles zu Besuch war. Alles hängt in Form von Postkarten an der Wand.

Es gab Zeiten, da bin ich zwanzig (20) Mal im Jahr geflogen. Seit Frau C in unserem Leben ist, habe ich mich nach 19 Monaten Flugpause erst zum ersten Mal wieder in einen Flieger gesetzt.

Apropos noch zum Thema Fliegen, ich habe schon einmal einen Flug verpasst, obwohl ich bereits zwei Stunden vorher im Flughafen war. Wie das geht? Einer meiner besten Freunde aus Studienzeiten, der in Mallorca lebt, sollte an dem Abend auch von Barcelona aus fliegen. Ich meinerseits trat die Rückreise nach Berlin nach einem Familienbesuch an. Wir trafen uns in seinem Terminal – dabei hatte ich die frühere Startzeit. Als ich mein Versehen bemerkte, war es zu spät. Trotz Sprint und mit schmerzenden Beinen und Tränen erfuhr ich am Gate, der Kapitän habe auf mich gewartet, aber irgendwann haben sie dann doch die Türen schließen müssen. Seitdem achte ich wirklich gut darauf, was ich brauche.

Als gute Spanierin habe ich zwei Vornamen und zwei Nachnamen, aber ich gehe nur jeweils mit dem ersten von beiden publik. Das kann niemand hier verstehen, deshalb fang ich nicht erst an. Fun Fact aus Spanien: Frauen behalten nach der Heirat immer ihren Namen.

Kaffee habe ich nur zwei Mal in meinem Leben getrunken; einmal mit 16, aus Versehen einen zu starken Kaffee gekocht vor einer Hausarbeit (Katastrophe), und dann mit 34 so richtig probiert und für gut befunden. Da ich aber eine ganze Menge Zucker hätte zu mir nehmen müssen, um den bitteren Geschmack abzuschwächen, habe ich es doch bleiben gelassen. Ich liebe meine Zähne. (So pragmatisch bin ich.) Also habe ich noch keine Abhängigkeit von Kaffee entwickeln können, und ja, ich kann morgens super wach werden. Lustige Anekdote aus der Arztpraxis: Mir wurde der Blutdruck gemessen. »Bisschen tief«, meinte die Arzthelferin, »trinken Sie doch mal einen Kaffee.« Meine Antwort: »Vielleicht sind die Werte der Menschen tendenziell höher, weil sie alle Kaffee trinken!« Sie rollte mit den Augen. Ich finde es noch heute eines der geistreichsten Dinge, die ich von mir gegeben habe.




Fünf Wege zum Flow







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