“Ich bin doch total offen mit dir, aber du willst ja nichts von dir mit mir teilen!”, sagte jemand letzte Woche zu mir.
Ich wollte bei diesem Gespräch meine Erfahrungen nämlich nicht teilen. Obwohl es um ein Thema ging, das mir sehr am Herzen lag. Vielleicht gerade deshalb. Ich fühlte, dass meine Ansichten bei diesem Gespräch nicht gut aufgehoben waren.
Und es ging für beide von uns um Offenheit.
Ich musste nachdenken: Worüber sprechen wir eigentlich, wenn wir über Offenheit sprechen? Ist Offenheit alles von sich mitzuteilen? Oder hat es eher etwas damit zu tun, ein “offenes Ohr” für das Gegenüber zu haben?
Beim Schreiben muss ich jetzt selbst überlegen, nach Synonymen suchen, und finde keine. Denn Offenheit hat für mich etwas mit Hören zu tun: dass ich den anderen noch höre, noch mitnehme, während ich spreche. Nicht also das Sprechen selbst.
Im optimalen Fall finden beide Perspektiven statt, und zwar gleichzeitig: sowohl teile ich meine Ansichten mit als auch bin ich bereit, den anderen miteinzubeziehen. Ja, man kann sprechen und für den anderen verfügbar sein. Der Kanal ist dann in beide Richtungen offen.
Im Konzert passiert das im optimalen Fall auch: wir spielen und sind gleichzeitig in Kontakt mit dem Publikum, hören ihm zu, ja selbst dann, wenn das Publikum “erst” beim Applaus von sich hören lässt. Gute Performer beziehen ihre Zuhörer mit ein, holen sie ab, nehmen sie mit. Dann sagen Konzertbesucher “Die Musik hat mich so mitgerissen!”, “Dieses Stück hat mich berührt!” Die guten Performer spüren das, suchen diesen offenen Dialog mit dem Publikum.
Es ist kein Dialog mit Worten: Er findet auf einer anderen Ebene statt.